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Ortsteil Nordassel

Nordassel taucht in den Jahren 1216 und 1338 zum ersten Male unter dem Namen "Nordasle" in den Dokumenten auf, 1382 heißt der Ort dann Nordassel. Die Ländereien der Ortschaft befanden sich im Besitz verschiedener Grundherren. So waren hier die Familien von Bortfeld, von Gadenstedt, von Berge, von Steinberg und von Saldern sowie das Godehardikloster in Hildesheim, das Braunschweiger Blasiusstift, das Stift Gandersheim und das Kloster Derneburg begütert.

Viel zu leiden hatte Nordassel während der Fehden, in denen die Braunschweiger Herzöge gegen die jeweiligen Bischöfe von Hildesheim stritten. Vor allem die große Stiftsfehde von 1519 bis 1523 richtete böse Verheerungen an, nicht nur in Nordassel, sondern auch in vielen anderen Dörfern.

Als 1542 die im Schmalkaldischen Bund vereinten lutherischen Fürsten den katholischen Braunschweiger Herzog Heinrich den Jüngeren bekriegten und schließlich auch besiegten, brachte dieser Streit wieder viel Unheil über die Orte. Gleiches geschah 1552/1553, als der Söldnerführer Vorlrad von Mansfeld, der sich mit den Braunschweiger Adeligen gegen den Herzog verbündet hatte, sengend und brennend durch die Lande zog.

Des Weiteren brachte der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 unvorstellbares Leid über die Bevölkerung. So brannten beispielsweise 1633 kaiserliche Truppen in Nordassel etliche Häuser ab. Im Siebenjährigen Krieg von 1757 bis 1763 hausten dann die Franzosen und ihre Verbündeten im Braunschweiger und Hildesheimer Land.

Ob Männer aus Nordassel an den Befreiungskriegen gegen Napoléon teilgenommen haben, ist nicht bekannt. Der Erste Weltkrieg kostete schließlich sechs, der Zweite zehn Nordasselern das Leben.

Im Zweiten Weltkrieg wurde bei einem Bombenangriff am 9. November 1942 Nordassel schwer getroffen, wobei unter anderem auch die Kirche abbrannte. Die Flammen sah man noch im 30 Kilometer entfernten Braunschweig.

Im Jahre 1579 zählte man in Nordassel zwei Ackerhöfe und 18 Kothöfe, von denen einer wüst war. Etwa 200 Jahre später wurden 1753 in einer Dorf-, Feld- und Wiesenbeschreibung ebenfalls zwei Ackerleute aufgeführt, dazu 16 Kotsassen, fünf Brinksitzer und sechs wüste Stellen. Insgesamt wurden etwa 700 Morgen Land bewirtschaftet.

1802 waren es zwei Ackerhöfe, 17 Kothöfe und sechs Brinksitzer. In diesem Jahr lebten in 26 Häusern 198 Menschen. 1814 waren es in 26 Häusern nur noch 159, im Jahre 1847 wohnte in der gleichen Zahl von Häusern jedoch 254. 1890 lebten in Nordassel 220 Menschen, 1900 waren es 205, 1939 zählte man 195, 1946 wohnten 391 Menschen im Dorf und am 30. September 1998 wurden 574 Einwohner gezählt.

Viele dieser 574 Einwohner betätigen sich in der Freiwilligen Feuerwehr und im Gemischten Chor, die in erster Linie das Nordasseler Vereinsleben prägen.

In den Jahren 1854 bis 1869 wurde in Nordassel die Separation - die Neuvermessung und -verteilung der Ländereien - durchgeführt. Bereits 1835 hatte man die Reallasten - Zehnte, Rauchhuhn, Hand- und Spanndienste und Grundherrschaft - abgelöst. Durch Austausch mit dem Landbesitz anderer Gemeinden vergrößerte sich die Nordasseler Feldmark von 1 385 Morgen auf 1 444 Morgen.

Ein Schulhaus wird in Nordassel bereits 1753 genannt. Es war 21,60 Meter lang, 5,10 Meter breit, war mit Stroh gedeckt und hatte keinen Schornstein. Die Schulstube - gleichzeitig Wohnzimmer des Lehrers - war 17 Quadratmeter groß. Eine Schule bestand im Ort bis 1970.

Kirchlich gehörten die Nordasseler zunächst zu Nettlingen und seit etwa 1633 zu Burgdorf. Im Jahre 1540 besaß der Ort eine Kapelle, die jedoch 1610/1611 durch eine etwa 80 Quadratmeter große Fachwerk-Kirche ersetzt wurde. über der Eingangstür befand sich die Inschrift "Anno domini 1611 den 10. Aprilis". Als Baumeister wurde "Hans Bruncken" genannt. Die Kirche hatte eine flache, mit Engeln und Spruchbändern bemalte Decke.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche grundlegend renoviert, unter anderem vom Braunschweiger Kirchenmaler Adolf Quensen, der auch die Kirche in Oelber am weißen Wege ausgemalt hatte. Gleichzeitig wurde eine Heizanlage angeschafft, außerdem bekam das Gotteshaus eine neue Glocke. Landwirt Ernst Bode stiftete eine neue Uhr mit Anschlagglocke. Vor genau 90 Jahren, am 1. Oktober 1908, erfolgte die Wiedereinweihung der Kirche nach der Renovierung. Nachdem das Gotteshaus elektrischen Anschluss erhalten hatte, schenkte Hermine Söchtig der Kirche 1932 einen Kronleuchter.

Am 9. November 1942 wurde das damals 330 Jahre alte Gebäude bei einem Bombenangriff auf Nordassel vollständig zerstört. Der Grundstein für eine neue Kirche wurde am 1. November 1956 gelegt, das Richtfest feierten die Nordasseler im Juli 1957, und am 29. September 1958 - vor genau 40 Jahren - wurde die neue Kirche, die den Namen Michaeliskirche erhielt, eingeweiht. Die Kosten für den Kirchenneubau betrugen 113 000 Mark.

(Text: Wilfried Bartels †2004)