Seiteninhalt

Ortsteil Binder

Binder, mit rd 200 Einwohnern nicht nur der kleinste Ort der Gemeinde Baddeckenstedt, sondern auch der kleinste Ort der Samtgemeinde, wurde erstmals in einem nicht datierten, jedoch zwischen 1153 und 1178 erstellten Lehnsregister des Reichsstiftes Gandersheim aufgeführt.

Aus der Historie....

In einer datierten Urkunde wird Binder erstmals am 17. Januar 1213 genannt. Mit diesem Dokument beurkundete Bischof Hartbert von Hildesheim (1199 bis 1216) die Verlegung des Jungfrauenklosters von Holle nach Derneburg und bestätigte die Besitzungen, zu denen auch zwei Hufen in Binder gehörten und verlieh dem Kloster die Vogtei über diese Güter.

Am 2. Februar 1346 erwarben die Brüder Konrad und Kurt von Linde vom Kloster Derneburg das Recht an der Kapelle in Binder.

Am Fuße des Thieberges, der von der 1615 erbauten Kirche beherrscht wird, befindet sich das Gut Binder. Es gehörte einst den Grafen von Wohldenberg, die damit die Familie von Stasvord belehnten. Nach dem Aussterben der Wohldenberger Grafenfamilie fiel es an den Herzog von Braunschweig zurück, der es bereits vorher einmal besessen hatte.

Der Herzog übertrug das Gut 1336 der Familie von Linde. Als der letzte Vertreter dieser Familie in der Schlacht bei Sievershausen am 9. Juli 1553 fiel, gab der Braunschweiger Herzog den Besitz seinem Kanzler Dr. Johann Stopler. Dieser stammte wahrscheinlich aus Empfingen, Kreis Freudenstadt / Schwarzwald und war, ehe er in die Dienste des Braunschweiger Herzogs trat, unter anderem 1532 auch Rektor der Heidelberger Universität gewesen. Stopler konnte sich nicht lange seiner neuen Besitzungen erfreuen, denn er starb bereits Ende 1553 / Anfang 1554. Stoplers Enkelsohn Wilhelm und dessen Ehefrau Margarethe von Zarnhausen ließen 1615 die Kapelle auf dem Thieberg durch einen Kirchenneubau ersetzen. In dieser Kirche befindet sich noch heute ein Epitaph, das unter anderem ein Porträt des Wilhelm Johann von Stopler (1601 bis 1675), eines Sohnes des Erbauers, zeigt.

Mit Friedrich Wilhelm Leopold von Stopler erlosch 1816 diese Familie. Das Gut Binder fiel an die Lehnsherrschaft zurück. Nach dem Tausch des Gutes gegen den Zehnten von Derneburg durch die königliche Klosterkammer wurde Graf Ernst Friedrich Herbert zu Münster (1766 bis 1839), der im Dienste des Königreiches Hannover stand und das Kloster Derneburg als Geschenk erhalten hatte, neuer Herr auf Binder.

Die weiteren Besitzer Derneburgs und somit auch des Gutes Binder waren die Grafen Georg Herbert zu Münster (1820 bis 1902), Alexander Otto Hugo Wladimir zu Münster (1858 bis 1922) und Friedrich Georg zu Münster (1891 bis 1942).

Friedrich Georg zu Münster sah sich aus finanziellen Gründen gezwungen, Gut Binder zu verkaufen. Neuer Besitzer wurde am 21. Juni 1932 der Hannoversche Landwirt und Kaufmann Heinrich Heine. Am 29. Juni 1940 ging es auf Hans-Ulrich Heine über. Am 31. August 1961 erfolgte schließlich die Überschreibung auf Karl-Eberhardt v. Alten aus Hannover-Linden. Zum 1. Juli 2011 erfolgte die Übertragung auf seine Tochter Stephanie v. Bitter, die das Gut in Binder heute zusammen mit ihrer Familie bewohnt. Die zugehörigen Ackerflächen werden seit vielen Jahren viehlos und im Rahmen einer landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaft bewirtschaftet. Mit den Forstflächen ist der Betrieb Mitglied in der Forstbetriebsgemeinschaft Nordharz.

Wann das Wohnhaus des Gutes errichtet wurde, ist nicht bekannt, es dürfte jedoch das älteste Gebäude des Dorfes sein. Über einer Tür im Turm an der Parkseite ist die Jahreszahl 1592 eingemeißelt. Es ist anzunehmen, dass dieses nicht das Baujahr sondern das Jahr einer Erweiterungs- beziehungsweise Renovierungsmaßnahme ist.

Bis vor wenigen Jahrzehnten befand sich im Gutspark ein weiteres Gebäude, ein wahrscheinlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtetes Herrenhaus für den jeweiligen Verwalter oder für Angehörige der Grafenfamilie zu Münster.

Einem Steuerregister von 1664 zufolge lebten in diesem Jahr in Binder 67 steuerpflichtige Personen über 14 Jahre. Außer dem oben erwähnten Wilhelm Johann von Stopler besaß auch dessen Bruder Wulf Friedrich einen Hof. Auf beiden Anwesen zusammen wohnten noch einmal 28 steuerpflichtige Menschen. In dieser Liste werden unter der Rubrik "Häuslinge mit eigener Hütte" sechs Familien aufgeführt. Zum Schluss heißt es: "Diese Eingesessenen sind mehr schuldig als ihre Hütten wert sind."
1773 wurden auf dem "adligen Hofe" insgesamt 35 Personen gezählt, im Dorfe selbst wohnten in etwa 35 Häusern rund 100 Menschen. 1885 waren es 308 Einwohner, von denen 45 auf dem Gutshof lebten.

Eine eigene Schule besaß Binder bis 1962, seither besuchen die Kinder des Ortes die Schulen in Baddeckenstedt beziehungsweise in Groß Elbe oder weiterführende Schulen in Hildesheim oder Salzgitter.

Einen eigenen Pfarrer hatte der Ort zu keiner Zeit. Die evangelischen Christen wurden bis 1589 von Baddeckenstedt aus versorgt, bis 1591 von Wartjenstedt, 1591 von Grasdorf, danach bis 1653 von Groß Elbe, bis 1661 von Heersum, bis 1666 von Groß Elbe, bis 1692 von Baddeckenstedt, bis 1717 von Sehlde, bis 1730 von Sottrum, bis 1782 von Baddeckenstedt, bis 1966 von Wartjenstedt, bis 1973 von Oelber am weißen Wege und seither von Westerlinde. Die wenigen Katholiken besuchen die Gottesdienste auf dem Wohldenberge, in Sottrum oder in Grasdorf.

Binder heute...

Die Einwohner des Dorfes haben die Möglichkeit, sich in der Freiwilligen Feuerwehr, im Tischtennisclub TTC, im Seniorenkreis der evangelischen Kirchengemeinde, in der Seniorengymnastikgruppe des Deutschen Roten Kreuzes, in der Volkstanzgruppe und im Reichsbund zu betätigen. Viele Einwohner gehören auch dem Sportverein WBR (Wartjenstedt - Binder - Rhene) an.

 

(Text: Wilfried Bartels †2004)