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Ortsteil Oelber a.w.Wege

Oelber am weißen Wege wird erstmals urkundlich in einem Lehnsregister der Edelherren von Meinersen aus dem Jahre 1226 erwähnt.

Aus der Historie...

"In Olbere hat Berthold von Bortfeld drei Pfund Goslarer Münze zu Lehen von den Herren von Meinersen" heißt es in dieser Aufstellung. Luthard von Meinersen hatte außerdem sein Haus "Ölbere" zu zwei Hufen an die von Mahner und zu zweieinhalb Hufen an die von Steinberg verlehnt.

Zwar taucht ein "Alabure" bereits im Jahre 1022 in einer Urkunde auf, aber hierbei handelt es sich den Forschungsergebnissen zufolge nicht um Oelber am weißen Wege, sondern offensichtlich um die Wüstung Oelper im Lappwald.

1274 gaben die Herren von Meinersen das gesamte Dorf mit Ausnahme des Zehnten an die Adelsfamilie Krebs. In den Jahren 1296 bis 1299 befand sich die Burg im Besitz von Ludolf und Burghard von Cramm.

Die Geschichte des Dorfes ist eng mit der Geschichte der Burg und der Familie von Cramm verknüpft. Am 11. November 1353 überließ Bernhard von Meinersen sein Haus Oelber dem Hildesheimer Bischof Heinrich (1246 bis 1257). 1395 besaßen die von Cramm und die von Bortfeld den Rittersitz. Diese beiden Familien teilten ihre Anteile nochmals in Alt und Neu Cramm beziehungsweise in Alt und Neu Bortfeld, man nannte die Besitzteile auch Ober- und Unterhof.

Gegründet hatte die Burg der Überlieferung nach ein "Aschwin von Kram", der sich im Jahre 814 im Gefolge Kaiser Ludwigs des Frommen befand und von diesem als Dank für getreue Dienste "Raum und Platz" erhalten hatte "neben und bey dem Fluß Inderste zu wohnen", worauf dann "Asche von Cramm dieses Schloß erbauet, und des Oelber genennet."

1588 hat, wie über dem Außenportal der Hauptburg - zu der gesamten Anlage gehört auch eine 1594 erbaute Unterburg - zu lesen ist, "Burchard von Cram Stadthalter zu Marpurg dis sein urväterlig Hauß erneuert und wieder zugerichtet."

1592 wurde anstelle eines alten Gotteshauses für 1 275 Gulden die heute noch vorhandene Sankt-Annen-Schlosskirche erbaut, in der in den Jahren von 1600 bis 1730 etliche Mitglieder der Familie von Cramm und von Bortfeld bestattet wurden. Elf Grabmale wurden später aus der Kirche entfernt und an der nördlichen Außenmauer angebracht.

Seit 1523 gehörte das sogenannte Große Stift mit Oelber zum Herrschaftsbereich des Braunschweiger Herzogs. Als dieser das Stift 1643 dem Hildesheimer Bischof zurückgab, blieb Oelber trotzdem beim Herzogtum Braunschweig.

1626, mitten im Dreißigjährigen Krieg, besetzte der kaiserliche General Tilly mit seiner Leibkompanie Schloss Oelber drei Monate lang, ihm folgte der dänische Graf Philip Reinhard von Solms mit seiner Kompanie. Beide ließen das Schloss in einem desolaten Zustand zurück, sodass die Familien von Cramm und von Bortfeld erhebliche Mittel aufwenden mussten, um alle verwüsteten Gebäude wieder instandzusetzen.

Auch der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763 hinterließ in Oelber seine Spuren. In dieser Zeit (1766) gelangte der gesamte Besitz in die Hände der Familie von Cramm. 1771 gab es neben dem Schloß und dem Gut 52 Brinksitzerhöfe, vier geistliche Besitzungen, zwei Hirtenhäuser und vier Freihöfe. Neben 62 Häusern, Schloß und Kirche wurde 1771 auch ein Gemeindebackhaus registriert, das am Südostausgang des Dorfes in der Nähe des "Weißen Weges" lag.

1787 wird in Oelber eine Ziegelei genannt, 1791 lebten in 75 Häusern 602 Dorfbewohner. 1802 wurden im Dorf 27 Kothöfe, 31 Brinksitzer, 65 Feuerstellen und 366 Einwohner gezählt, Mitte des 19. Jahrhunderts (1861) waren es etwa 550.

Unter Mechthilde von Cramm (1825 bis 1874), Witwe des Adalbert Hildemar von Cramm (1818 bis 1851) erfolgte um 1860 die Errichtung des Treppenhausturmes, wobei man Material aus der einstigen Klosterkirche Derneburg vermauerte. Bereits 1826 war ein neues Schulhaus erbaut worden. Mechthilde von Cramm engagierte sich auch sehr für die Kirchengemeinde. So schenkte sie der Kirche eine neue Orgel, die am 7. Oktober 1860, dem Erntedankfest jenes Jahres, übergeben wurde.

Mechthildes Sohn Edgar von Cramm (1846 bis 1909) ließ zur Konfirmation seines einzigen Sohnes Burghard (1874 bis 1936) das Gotteshaus durch den bekannten Braunschweiger Hofmaler Adolf Quensen (1851 bis 1911) ausmalte.

In den beiden Weltkriegen verloren auch etliche Männer aus Oelber ihr Leben. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte Ende der sechziger Jahre eine verstärkte Bautätigkeit ein. Zunächst wurde das Gebiet des Rasteberges bebaut, danach das nordwestlich der Lichtenberger Straße.

Am 10. Oktober 1955 wurde ein neues Schulgebäude eingeweiht, in dem nach Auflösung der Schule am 3. September 1973 ein Kindergarten in Betrieb genommen wurde. Nach dem Bau eines neuen Kindergartens, der am 5. August 1992 eingeweiht wurde, erwarb die evangelische Kirchengemeinde das Gebäude und baute es mit erheblicher Eigenleistung zu einem Gemeindehaus um, das am 28. Juni 1998 seiner Bestimmung übergeben wurde und das neben dem Dorfgemeinschaftshaus ein weiteres Zentrum im Dorfe ist.

Kirchlich gehörte Oelber am weißen Wege bis zum Kirchenneubau 1592 zu Baddeckenstedt, danach hatte der Ort bis 1978 einen eigenen Pfarrer. Seither bildet Oelber mit Rhene und Baddeckenstedt einen Pfarrverband mit Pfarrsitz in Baddeckenstedt.

Oelber a.w. Wege heute...

Die  Einwohner, die  in Oelber wohnen, haben die Möglichkeit, sich in etlichen Vereinen zu betätigen, so beispielsweise im 1868 gegründeten Männergesangverein, in der 1871 ins Leben gerufenen Freiwilligen Feuerwehr, im Fanfarenzug, der seit 1964 besteht, sowie im Bürgerverein, im Zehn-Groschen-Club und im Sportverein Innerstetal.

 

(Text: Wilfried Bartels †2004)