Haverlah
Wann sich auf dem Gebiet Haverlahs die ersten Menschen niederließen, lässt sich heute nicht mehr genau feststellen. Sicher ist jedoch, dass der Ort im Jahre 941, als Kaiser Otto I. in der Stiftungsurkunde des späteren Klosters Ringelheim unter anderem auch das Dorf "Haverlae" erwähnte, bereits seit längerem bestand. Der Besitz des Klosters Ringelheim belief sich im Jahre 1209, als es Papst Innozenz III. unter seinen Schutz nahm, auf elf Hufen und die Kapelle. 1224 besaß das Kloster Marienrode in Haverlah zwei Hausstellen und drei Hufen Land, die 1341 vom Kloster Riechenberg erworben wurden. Außerdem hatten das Kloster Wöltingerode und das Neue Hospital zu Goslar Grundeigentum. Schließlich gehörten auch den Bischöfen von Hildesheim und Paderborn, den Herren von Mahner, von Schwicheldt, von Wallmoden, von Cramm und von Bortfeld Besitzungen in Haverlah. Eine zu dem niederen Adel zählende Ministerialenfamilie von Haverlah wird in verschiedenen Urkunden des 13. Jahrhunderts genannt. Gehörte der Ort in den ersten Jahrhunderten nach der Jahrtausendwende zum Salzgau, der mit den anderen Gauen der Umgebung dem Hildesheimer Bischof unterstand, so änderten sich die Besitzverhältnisse nach der Stiftsfehde, deren Ergebnis es war, dass das sogenannte Große Stift des Fürstbistums Hildesheim 1523 an den Braunschweiger Herzog fiel, der es 120 Jahre hindurch bis 1643 besaß. In dieser Zeit (1539) lebten im Dorf in 36 Wohnhäusern 187 Menschen. 1616 -kurz vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges - waren es in 33 Häusern 172 Einwohner und gegen Ende des Krieges zählte man 1645 in 24 Häusern 125 Menschen. 1664 waren es dann bereits schon wieder 238. 1861 hatte der Ort 556 Einwohner, 1911 waren es 648, 1939 wohnten 834 Menschen im Ort und vor wenigen Wochen, am 30. November 1998, waren es - einschließlich Söderhof - 1 149 Einwohner. Ein grausiges Ereignis geschah am 9. Juli 1565. Auf dem Galberg (Galgenberg) zwischen Haverlah und Salzgitter wurden zehn Frauen aus Salzgitter und Gitter wegen angeblicher Hexerei verbrannt. Ebenfalls recht grausig waren viele Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges, unter dessen Last die Dorfbevölkerung sehr zu leiden hatte. Die Zahl der Kriegsopfer dieses Krieges kennen wir nicht, wohl aber die der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts, als 32 Soldaten aus dem Ersten und 42 aus dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder heimkehrten. Ein weiteres Unglück ereignete sich vor 245 Jahren, am 9. Oktober 1754. An diesem Tage wurde Haverlah "des abents Zwischen 8 und 9 uhr mit Einer heftigen, und so geschwinden Feuers=Brunst von Gott leyder heimgesuchet, daß in Zeit von einer Stunde die Kirche, Pfar= und Schulhäußer nebst 6 Acker-, 6 Halbspänner, auch 7 Kohthöfe und zwey Brinksitzer Häußern samt Scheunen und Ställen in einer Gluht standen, und ohne Rettung in wenigen Stunden in die Asche geleget worden." Der Schaden, den diese Katastrophe verursachte, betrug etwa 4 500 Reichstaler. Jeder der Abgebrannten erhielt ein günstiges Darlehn, von dem er seine Hofstelle wieder aufbauen konnte. Aufgebaut wurde auch wieder die Sankt-Servatius-Kirche aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, von der nur die Außenmauern den Brand überstanden hatten. Bereits im Jahre 1209 wurde eine dem heiligen Servatius geweihte Kapelle erwähnt, die während der Bierfehde 1481 abbrannte. An der Südseite des Turmes ist die Jahreszahl 1483 eingemeißelt, die sicherlich das Jahr des Wiederaufbaus angibt. Seit 1542 amtierten etwa 30 Pfarrer im Ort. Auch die Schule war 1754 abgebrannt. Der Nachfolgebau wurde 1824 ebenfalls ein Raub der Flammen. Die danach errichtete sogenannte alte Schule diente bis 1898 als Unterrichtsraum, bis 1897/98 auf dem Gänsemarkt ein neues Schulhaus entstand, in der zwei Klassenräume und eine Lehrerwohnung untergebracht waren. Das Gebäude kostete 19 706 Mark und neun Pfennige. Von 1758 bis zu ihrer Schließung im Jahre 1974 unterrichteten 52 Lehrkräfte, davon sieben Handarbeitslehrerinnen, an der Schule. Die Einwohner Haverlahs, das seit 1974 zur Samtgemeinde Baddeckenstedt gehört, haben die Möglichkeit, sich in verschiedenen Vereinen und Vereinigungen zu betätigen. Dieses sind Freiwillige Feuerwehr, Sportverein, Frauenhilfe, DRK-Ortsverein, Landfrauenvereinigung, Kleingärtnerverein, Reichsbund, Seniorenkreis und Seniorentanzkreis.
Söderhof
Als am 8. Juni 1209 Papst Innocenz III. dem Kloster Ringelheim seine Besitzungen von mehr als 300 Hufen Land, die heute etwa 10 000 Morgen entsprechen, bestätigte, wurde in dieser Urkunde erstmals mit "Tserede" das heutige Söderhof erwähnt. Im Jahre 1227 übertrugen die Wohldenberger Grafen dem Kloster die Vogtei über Söderhof. 1532 schließlich verkaufte Aschwin von Cramm dem Kloster Land in "Zeerde". Seit dieser Zeit gehörte Söderhof als Vorwerk zum Kloster Ringelheim. Während der Stiftsfehde 1519 bis 1523 gelangten Kloster Ringelheim und Vorwerk Söderhof in die Hände des Herzogs von Braunschweig. Wenige Jahrzehnte später zog Volrad von Mansfeld durch die Lande und zerstörte Dörfer und Burgen, so auch die Burg Lichtenberg und die Burg Greene. Kloster Ringelheim und Söderhof verschonte er ebenfalls nicht.Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges gelangten Kloster und Vorwerk wieder in die Hände der Mönche. Diese bauten zunächst das Kloster wieder auf, in Söderhof wurde unter Abt Berthold III. lediglich der noch heute vorhandene große Fischteich angelegt. Die Gebäude Söderhofs verfielen immer mehr. Am 12. Februar 1715 stürzte ein Teil der Wirtschaftsgebäude ein und forderte drei Menschenleben. Als Folge dieses Einsturzes bauten die Ringelheimer Mönche auch die Gebäude Söderhofs wieder auf. Aus dieser Zeit stammt die Umschrift am Haupteingang des Herrenhauses. Diese besagt, dass Abt Bernward I. des Klosters Ringelheim im Jahre 1721 den Grundstein zu diesem Gebäude legte: "AO AUSENTSIEBENHUNDERTZWANZIGEIN LEGT BERNWARDUS DER ERSTE DEN ERSTEN STEIN." Am 5. Mai 1803 wurde das Kloster Ringelheim aufgehoben und gelangte in den Besitz des Grafen von der Schulenburg-Kehnert, der somit auch Söderhof bekam. Der Graf verpachtete das Gut an Rudolf Jäger.Am 20. Juli 1817 verkaufte Karoline von Hatzfeld zu Trachtenberg, geborene von der Schulenburg-Kehnert, den Gesamtbesitz für 200 000 Taler an Johann Friedrich von der Decken. Nach dessen Tod 1840 erbte Adolph von der Decken (1807 bis 1886) das einstige Kloster und führte erhebliche Baumaßnahmen durch. Am 23. September 1893 wird im Grundbuch Graf Georg von der Decken (1836 bis 1898) als Besitzer genannt und am 29. August 1898 erfolgte die Übertragung auf Walther von der Decken (1868 bis 1941).Einen großen Aufschwung erlebte Söderhof von 1872 an unter dem Pächter Heinrich Wrede (1836 bis 1922), der auf Söderhof auch wohnte. Im Jahre 1926 übernahm Karl Graf die Leitung der Güter Ringelheim und Söderhof. 1932 erfolgte der Verkauf Söderhofs an die Firma Oetker. Neue Besitzerin wurde Ursula Oetker vom Rittergut Hornoldendorf bei Detmold.Im Zuge der Stadtgründung Salzgitters wurde Söderhof 1942 von Ringelheim losgelöst und kam zu Haverlah. Im Austausch hierzu wurde Haverlahwiese bei Gustedt der neuen Großstadt zugeschlagen.1970 erwarb der aus Hannover stammenden Volkmar von Alten Söderhof, die Überschreibung erfolgte am 17. Februar 1970. Vor zweieinhalb Jahren, Ende Juni 1996, lebten auf dem Gut, in den einstigen Landarbeiterwohnungen und in später errichteten Eigenheimen insgesamt 82 Menschen. Seit einiger Zeit wird die Einwohnerzahl Söderhofs nicht mehr gesondert ausgewiesen, sie wird der von Haverlah hinzugerechnet.
(Text: Wilfried Bartels †2004)